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Android ohne Google – warum? Immer mehr Menschen machen sich Gedanken um ihre Daten und ihre digitale Privatsphäre. Ich bin in dieser Hinsicht definitiv eher lax als besorgt, aber technisch interessiert und wollte mal sehen, wie einfach oder schwierig es wohl ist, im Netz möglichst wenig von sich preiszugeben. Dabei soll das Gerät natürlich noch benutzbar bleiben.
Um googleloses Android einmal zu testen, habe ich das Betriebssystem OmniRom 6.0.1 auf einem Samsung Galaxy Tab 2 installiert – natürlich ohne OpenGApps, die Google-Apps. Die Installation läuft superschnell, die ersten Einstellungen (Sprache und WLAN) muss man aber selbst über das Settings-Menü erledigen – einen Wizard gibt es nicht.
Um die Alltagstauglichkeit zu testen, installiere ich ein paar von mir häufig genutzte Apps. Doch wie bekommt man die aufs Tablet?
Erste Möglichkeit: Eine APK-Datei (= Android Package Kit) mit dem Computer herunterladen und per USB aufs Tablet kopieren; über „Dokumente“ öffnen und installieren. Dabei muss man aber Installationen aus unbekannten Quellen zulassen – ein potentielles Sicherheitsrisiko, aber anders geht es nicht.
Eine zweite Option ist F-Droid.org – ein App-Store, in dem ausschließlich freie Software angeboten wird. Der bringt auch eine entsprechende Store-App mit, die über den im ROM mitgelieferten Lightning-Internetbrowser heruntergeladen und installiert werden kann. Das Angebot bei F-Droid ist eher begrenzt (unter 3.500 Apps), aber schon mal ganz nett – und man kann wohl davon ausgehen, dass die Apps in Ordnung sind. Zudem muss man sich nirgendwo registrieren. Anfangs lädt die F-Droid-App ein größeres Paket mit Quellen herunter, das sollte man geduldig abwarten.
Dafür wird man mit Apps wie AnkiDroid, Jitsi, OpenCamera, Ghost Commander etc. belohnt.
Eine von mir täglich benutzte App, Chefkoch, gibt es bei F-Droid natürlich nicht – sie ist nicht open source. Doch auch die bekomme ich ohne Google – über APKpure, einen kommerziellen App Store, der aber ebenfalls nicht mit Google verbandelt, trotzdem aber mit Werbung vollgestopft ist. Natürlich gibt es auch hierfür eine App, für die aber keine Registrierung notwendig ist.
Bei APKpure finde ich auch kommerzielle Apps wie Microsoft Teams, Word, Excel, Powerpoint; diverse Spiele wie Among Us etc. – auf den ersten Blick eigentlich alles, was wir als Familie so an Apps nutzen.
Nun bietet Google aber weit mehr als nur eine Suchmaschine (die kann man ja in den Browsereinstellungen entsprechend ändern) und einen App Store an – im täglichen Gebrauch nutzen wir zum Beispiel synchronisierte Kalender für die ganze Familie sowie ein gemeinsames Adressbuch. Auch eine Datei-Cloud wie Google Drive ist mehr als nützlich. Wer all das – wie wir – über die Cloud bequem synchronisieren will, muss die Daten logischerweise irgendwo im Netz parken. Dafür bietet sich z. B. eine NAS-Lösung in der eigenen Wohnung an; interessant und günstig fand ich folgendes Projekt (ohne es selbst getestet zu haben): Heise: Nextcloud auf dem Raspberry Pi
Fazit: Wer seine Daten schützen möchte, kann das mit vergleichsweise geringem Aufwand tun; wer Clouddienste nutzen möchte, muss ein wenig tiefer in die Materie einsteigen, aber machbar ist es auf jeden Fall.