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Boy oh boy, wieder so früh raus: Es geht um 7 a.m. zum Schürfen in das einzige Diamantengebiet Nordamerikas. In einem alten Vulkankrater haben sich die Edelsteine gebildet und liegen oft einfach so an der Oberfläche herum. Auf dem Weg dorthin halten wir kurz vor dem Örtchen Delight für einen Fahrerwechsel: Ich darf in Valeries Spaßauto, einem schneeweißen Pontiac Solstice V6 Cabrio, auf den linken der beiden Sitze, dazu kommt das hellgraue Stoffverdeck in den Kofferraum. Dann gehört mir die schmale Landstraße, die sich malerisch durch die Wälder schlängelt, ganz allein, und Valerie legt ihren „Top-Down-Song“ ein: „Fastest Girl in Town“. Könnte sie mit dem Solstice sicher auch sein, wenn sie sich jenseits der 3000 Umdrehungen trauen würde, aber das killt angeblich die amerikanischen Motoren. OK, der V6 hat auch so genügend Wumms. „Welcome to Delight“, steht auf einem Ortsschild, wie treffend.
Wir kommen am Crater of Diamonds State Park in der Nähe von Murfreesboro an und leihen uns die nötige Ausrüstung: Große und kleine Schaufeln sowie Holzkästensiebe mit groben und feinen Metallnetzen. Der Krater ist nicht mehr so genau zu erkennen, aber eine große Fläche wurde grob gepflügt, um den Boden freizulegen. Auf dem riesigen Gelände verteilen sich einige Dutzend Besucher sehr gut.
Gesucht wird entweder „trocken“, also einfach durch Herumlaufen und genau hinsehen oder Sieben der obersten Erdschicht, oder „nass“, wofür etwas tiefer gegraben und das Erdreich dann in dafür vorgesehenen Wasserbecken gründlich gesiebt wird. In mehreren Stunden finden wir alle möglichen interessanten Steine, leider aber keine Diamanten. Kein Wunder: Fast alle wertvollen Steine sind kleiner als ein Streichholzkopf, dagegen mutet die Suche nach der Nadel im Heuhaufen nach einer Aufwärmübung an. Außerdem werden 600 Diamanten pro Jahr gefunden, also deutlich weniger als zwei pro Tag. Macht aber nichts, wir haben trotzdem Spaß an der Buddelei.
Ein herzhaftes Mittagessen gibt’s im „Rattler’s Den“, dem Klapperschlangennest. Dorthin darf Anke den offenen Solstice mit großem Vergnügen fahren.
Weiter nach Hot Springs, einem ehemals grandiosen Kurort, der auch heute noch sehr hübsch und lebendig ist, aber nicht mehr wie früher die politische, wirtschaftliche, sportliche und auch kriminelle Elite des Landes anzieht. Kaum ein Präsident, Industriekapitän, Baseballprofi oder Mafioso, der sich hier nicht die Ehre gegeben hätte. Anziehungspunkt sind die (Achtung, Riesenüberraschung:) heißen Quellen, die hier mit 62 Grad Celsius aus dem Boden sprudeln. In der Stadt gibt es Trinkbrunnen und Springbrunnen, die mit dem Heilwasser beschickt werden und selbst in der Augusthitze sichtbar vor sich hindampfen. Das Wasser kann man selbst frisch aus der Leitung, also heiß, trinken, es hat einen wunderbar reinen, frischen Geschmack. Besucher aus Nah und Fern füllen sich diese Gabe der Natur kanisterweise zum heimischen Verbrauch ab.
Entlang der Hauptstraße diverse Kurbäder und Hotels oft nach dem Vorbild der europäischen Belle Époque. Eines der Bäder ist heute noch in Betrieb, ein Bad kostet 33 Dollar, mit Massage 74. Die weiteren Gebäude gehören den „State Parks“ und werden von freundlichen Rangern betrieben, die in ihren wildnistauglichen Uniformen (siehe Yogi-Bär) in den edlen Prunkbauten fast schon deplaziert wirken. Leo kauft sich gleich eine Junior-Ranger-Weste mit wohl 47 Taschen im selben Look.
Hot Springs erinnert heute sehr an britische Seebäder: Es gibt Amüsement am laufenden Band; 4D-Kinos, Wachsfigurenkabinette, kostenlose Weinproben, Antiquitätenläden, Sehen und Gesehen werden auf der Hauptstraße und freundliche Spinner, die einen zum rechten, also ihrem eigenen, Glauben bekehren wollen. Es macht einfach Spaß, nur durch das Städtchen zu schlendern. Wie das wohl hier vor 100 Jahren war? Vermutlich eine Kreuzung aus Broadway, Las Vegas und den Hamptons.
Das Abendessen genießen wir im Cracker Barrel Old Country Store, wo es den ganzen Tag Frühstück gibt, was
Gesucht wird entweder „trocken“, also einfach durch Herumlaufen und genau hinsehen oder Sieben der obersten Erdschicht, oder „nass“, wofür etwas tiefer gegraben und das Erdreich dann in dafür vorgesehenen Wasserbecken gründlich gesiebt wird. In mehreren Stunden finden wir alle möglichen interessanten Steine, leider aber keine Diamanten. Kein Wunder: Fast alle wertvollen Steine sind kleiner als ein Streichholzkopf, dagegen mutet die Suche nach der Nadel im Heuhaufen nach einer Aufwärmübung an. Außerdem werden 600 Diamanten pro Jahr gefunden, also deutlich weniger als zwei pro Tag. Macht aber nichts, wir haben trotzdem Spaß an der Buddelei.
Ein herzhaftes Mittagessen gibt’s im „Rattler’s Den“, dem Klapperschlangennest. Dorthin darf Anke den offenen Solstice mit großem Vergnügen fahren.
Weiter nach Hot Springs, einem ehemals grandiosen Kurort, der auch heute noch sehr hübsch und lebendig ist, aber nicht mehr wie früher die politische, wirtschaftliche, sportliche und auch kriminelle Elite des Landes anzieht. Kaum ein Präsident, Industriekapitän, Baseballprofi oder Mafioso, der sich hier nicht die Ehre gegeben hätte. Anziehungspunkt sind die (Achtung, Riesenüberraschung:) heißen Quellen, die hier mit 62 Grad Celsius aus dem Boden sprudeln. In der Stadt gibt es Trinkbrunnen und Springbrunnen, die mit dem Heilwasser beschickt werden und selbst in der Augusthitze sichtbar vor sich hindampfen. Das Wasser kann man selbst frisch aus der Leitung, also heiß, trinken, es hat einen wunderbar reinen, frischen Geschmack. Besucher aus Nah und Fern füllen sich diese Gabe der Natur kanisterweise zum heimischen Verbrauch ab.
Entlang der Hauptstraße diverse Kurbäder und Hotels oft nach dem Vorbild der europäischen Belle Époque. Eines der Bäder ist heute noch in Betrieb, ein Bad kostet 33 Dollar, mit Massage 74. Die weiteren Gebäude gehören den „State Parks“ und werden von freundlichen Rangern betrieben, die in ihren wildnistauglichen Uniformen (siehe Yogi-Bär) in den edlen Prunkbauten fast schon deplaziert wirken. Leo kauft sich gleich eine Junior-Ranger-Weste mit wohl 47 Taschen im selben Look.
Hot Springs erinnert heute sehr an britische Seebäder: Es gibt Amüsement am laufenden Band; 4D-Kinos, Wachsfigurenkabinette, kostenlose Weinproben, Antiquitätenläden, Sehen und Gesehen werden auf der Hauptstraße und freundliche Spinner, die einen zum rechten, also ihrem eigenen, Glauben bekehren wollen. Es macht einfach Spaß, nur durch das Städtchen zu schlendern. Wie das wohl hier vor 100 Jahren war? Vermutlich eine Kreuzung aus Broadway, Las Vegas und den Hamptons.
Das Abendessen genießen wir im Cracker Barrel Old Country Store, wo es den ganzen Tag Frühstück gibt, was
von den Haywoods und Leo begeistert angenommen wird. Ich genieße mein erstes „Grilled Reuben Sandwich“, eine Köstlichkeit aus Corned Beef und amerikanischem Swiss Cheese (ja, ich weiß); kaum zu glauben, aber es ist wirklich unglaublich lecker.
An dieser Stelle ein Hoch auf die Tradition der „free refills“: Wer einen Softdrink bestellt (hier gibt es z. B. überall hervorragenden Eistee), bekommt von der Kellnerin nachgeschenkt, soviel er möchte, und nach Wunsch auch noch einen Becher für die Heimfahrt dazu. Außerdem ist kostenloses Leitungswasser als Getränk völlig legitim. Das finde ich einen sehr feinen Zug der amerikanischen Gastronomie.
An dieser Stelle ein Hoch auf die Tradition der „free refills“: Wer einen Softdrink bestellt (hier gibt es z. B. überall hervorragenden Eistee), bekommt von der Kellnerin nachgeschenkt, soviel er möchte, und nach Wunsch auch noch einen Becher für die Heimfahrt dazu. Außerdem ist kostenloses Leitungswasser als Getränk völlig legitim. Das finde ich einen sehr feinen Zug der amerikanischen Gastronomie.
Auf dem Heimweg liegt Little Rock, die Hauptstadt von Arkansas und politische Wiege von Bill Clinton. Der ganze Krempel, der ihm bzw. den USA während seiner Präsidentschaft geschenkt wurde, ist in der riesigen William J. Clinton Presidential Center am Flussufer untergebracht. Über den Fluss führen mehrere Brücken, die mit wechselnden Lichtern kunterbunt beleuchtet werden. Vor der Library gigantische Dinosaurier, die sich nach mehreren Minuten Stillstand plötzlich bewegen – eine Dino-Ausstellung gastiert zur Zeit dort.
Erst kurz vor 11 kommen wir wieder bei Valeries Haus in Clarendon an. Leo war gestern schon ganz verwirrt: „Papa, wo sind wir hier eigentlich?“ Nachvollziehbar, denn wir sind wirklich unglaublich viel unterwegs, er erlebt unglaublich viel und freut sich an allem. Morgen geht’s zurück nach Piggott, Frankie wird grillen, am Montag zum Baseball nach Memphis und von dort wieder nach Clarendon. Das „Hinreiten, Herreiten“ (frei nach Bully Herbig) kostet viel Zeit und Sprit, der hier einfach noch zu billig ist (ca. 45 Eurocent pro Liter), als dass man sauber planen müsste. Doch die Zeit im Auto ist zumindest für uns nicht vergeudet, wir erzählen uns viel Lustiges und Ernstes, lernen viel dazu, lachen gemeinsam Tränen über „Your Momma“- und Chuck-Norris-Witze oder über Andys Erlebnisse im Krankenhaus. Außerdem muss man in diesem riesigen, leeren Land einfach weit fahren, um von einer Attraktion zur nächsten zu gelangen: Es gibt sehr viel, aber eben in großen Abständen zueinander. Allein Arkansas hat so viele verschiedene Gesichter, was auch verständlich ist, der Staat hat schließlich dieselbe Grundfläche wie Griechenland, oder ein Drittel der Fläche der BRD. So, Erdkundestunde vorbei, lernt das Zeug, morgen frage ich ab. 😉